Wo sich Feuerberge
aus dem Atlantik erheben
Während zu Hause der erste Schnee bis ins Flachland fällt, setzen wir Fuss auf die nördlichste der Kanareninseln, Lanzarote. Unsere Unterkunft liegt ganz im Süden des Eilandes, am Fusse des Vulkans Montaña Roja.
Noch am ersten Abend kehren Barbara und ich in einer Strandbar ein und blicken hinaus auf den Atlantik und hinüber nach Fuerteventura. Durch die vom Saharasand gelblich schimmernde Luft sehen wir die Hügelzüge der Schwesterinsel. Plötzlich sind über dem Meer weisse Fontänen zu sehen. Spaziergänger stoppen, die Kellner halten inne und zeigen hinaus. Die Menschen am Strand werden aufmerksam, erheben sich von den Strandtüchern und blicken gebannt in die Ferne. Da sehen auch wir sie – eine Gruppe Wale zieht vorbei.
Als Hobbytaucher ist das Wasser auch dieses Mal ein prägendes Element für uns. Mehrmals fahren wir in Vollmontur mit dem Schnellboot hinaus und tauchen der Ankerleine entlang hinab in eine andere Welt. Die Riffe vor der Südküste sind die Heimat von verschiedensten Lebewesen. Wir beobachten Rochen, die elegant und schwerelos über den sandigen Meeresboden gleiten, Muränen, die drohend die Köpfe aus ihren Felshöhlen recken, Barrakudas, die wie gestreifte Pfeile durch das Wasser schiessen. Das Highlight sind aber die ein bis zwei Meter langen Engelhaie. Wenn sie sich im Sand eingraben, schauen nur die Augen aus ihrem Versteck hervor.
Sind wir nicht gerade am Tauchen, erkunden wir die von Vulkanen geformte Landschaft der Insel. Die Wanderungen durch die Lavafelder führen uns zu völlig unwirklichen Orten. Auf den Lavafeldern, die von den Ausbrüchen von 1730–1736 stammen und auf der geologischen Zeitskala daher als «gerade erst geboren» einzustufen sind, ist das dunkle Gestein noch komplett zerfurcht, scharf und schroff. In den älteren Feldern ist die Gesteinsoberfläche von den unablässig über die Insel streifenden Passatwinden feingeschliffen und von Flechten und Sträuchern bewachsen.
Ein Weg führt uns entlang der Westküste durch die Lavafelder des Nationalparks Timanfaya, wo vom offenen Atlantik her die Wellen mit geballter Wucht an die Vulkanfelsen donnern. Auf einer anderen Tour gelangen wir auf dem höchsten Punkt des riesigen Kraters Caldera Blanca, von wo aus man eine grossartige Aussicht hat und der Wind so kräftig bläst, dass nur schon ein kleiner Hüpfer genügen würde, um wie ein Vogel abzuheben.
Und dann ist da noch der Wein! In den zentralen Regionen der Insel werden Reben angebaut und Weine gekeltert, die wahrhaftig einzigartig sind. Die Pflanzen müssen hier mit wenig Regen auskommen und ihre Wurzeln bis tief in die mineralischen Vulkanböden treiben. Das sorgt für ein unglaubliches Aroma, das sich in den Moscatel- und Malvasier-Trauben konzentriert und von den Kellermeistern in smaragdgrünen Weinen entfesselt wird.
Draussen auf den Terrassen der Bodegas im Hochland von La Geria stossen wir an, während sich im Westen die Sonne über den erloschenen Vulkanen senkt. Die Weine sind von einem unbeschreiblichen Aroma und bringen uns richtig ins Schwärmen. Der abendliche Besuch einer lokalen Kellerei wird schnell zu unserem täglichen Ritual.
Nach einer Reise kehren wir immer gerne wieder nach Hause zurück. Doch dieses Mal klingt eine besondere Wehmut nach, als das Flugzeug an einem kalten, regnerischen Abend in Zürich aufsetzt. Die Feuerinsel Lanzarote hat uns mit ihrer Magie eingenommen und wahrlich verzaubert.
Von: | Marco Peter [[email protected]] |
Gesendet: | Fr 22.11.2019 08:43 |
An: | Redaktion [[email protected]] |
Betreff: | Lanzarote |
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