Im Zeichen des Krokodils
Florian Spring reiste für sein Fotoprojekt bereits zweimal zu den «Krokodilmännern» nach Papua-Neuguinea. Er war mehrere Wochen Teil der Dorfgemeinschaft und durfte ein seltenes Initiationsritual fotografisch dokumentieren. Dabei wird jungen Männern die Haut eingeschnitten, damit die Vernarbung später wie Krokodilhaut aussieht.
Ausgabe: Nr. 123 Text & Fotos: Florian Spring
Ich sitze in einem motorisierten Einbaumkanu und tuckere auf dem geheimnisvollen Sepik meinem Ziel entgegen. Der Fluss entspringt im Hochland Papua-Neuguineas und sucht sich dann wie eine Schlange seinen Weg durch die wild wuchernde Waldlandschaft. Das Boot zieht gemächlich an der grünen Dschungelwand vorbei. Ich bin unterwegs in ein Dorf, in dem ich schon letztes Jahr längere Zeit verbrachte, um an meinem Fotoprojekt zu arbeiten.
Ich lebte bei einer Familie, die mich kurzerhand «adoptierte» und ihren Alltag mit mir teilte. Heute bin ich hier, um den Kontakt zur Gemeinschaft bis zur mehrwöchigen Zeremonie Ende Jahr nicht abreissen zu lassen. Der kleine Ort Kandinge liegt an einem Nebenarm des Sepik. Sieben Familienclans mit fast 1000 Menschen leben dort.
Im Dorft stehen auch zwei Kirchen, Zeichen der erfolgreichen Christianisierung durch Missionare.
Als sich das Boot dem Dorf nähert, höre ich schon von Weitem am Ufer «Walndu!» rufen. Das ist der Name, den mir der Dorfälteste gab. Er bedeutet «grosser weisser Mann». Jetzt, wo ich nach genau einem Jahr zurückkehre und das Boot bei den traditionellen Stelzenhäusern anlegt, erwarte ich so etwas wie einen kleinen Willkommensgruss, doch nichts passiert.
Meine Freunde schauen mich an, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Erst in der Nacht kommen Kama und Wesley, die ich Vater und Bruder nennen darf, vom Krokodilfang zurück. Jetzt wird umarmt, getanzt und erzählt.
Schön, wieder Tok Pisin zu sprechen, das ich mittlerweile gut beherrsche. Ich fühle, ich bin angekommen.
Über den Autor und Fotografen
Florian Spring wurde 1990 in Bern geboren. Er arbeitete nach seiner Ausbildung zum Schreiner auf seinem Beruf als Dekorateur und Kulissenbauer. Auf seinen Reisen in Amerika, Asien, Afrika und Europa hat er immer seine Kamera im Gepäck. Seit Florian 2017 mit seinem Fotoprojekt über die Krokodilmänner aus Papua-Neuguinea den «Globetrotter World Photo Award» gewann, arbeitet er als freier Fotograf.
Wie geht die Geschichte weiter?
Der Autor erfährt mehr über das Initiationsfest der jungen Männer und hält den Alltag und das Leben der Menschen am Sepik auf seinen Bildern fest.