«Ich besitze kein Handy»
In der Rubrik «Check-in» beantworten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Sport in jeder Ausgabe zwölf etwas andere Reisefragen. Im aktuellen Globetrotter-Magazin befragen wir den Schweizer Schriftsteller Alex Capus.
Ausgabe: 150
1. Welche drei Adjektive charakterisieren dich als Reisenden am besten?
Ich bin ruhig, freundlich, unauffällig – hoffentlich.
2. Was war deine eindrücklichste Begegnung auf Reisen?
Am Rand des Grand Canyons zu stehen und in die Tiefe zu schauen. Die Alpen sind ja schon gross – aber dort ist die Welt noch viel, viel grösser.
3. Was kann dich auf Reisen aus der Fassung bringen?
Wie laut, respektlos und vulgär andere Touristen sein können. Man ist ja selbst einer und sollte sich nicht aufs hohe Ross setzen. Aber trotzdem.
4. Welche drei Gegenstände finden sich auf jeder Reise in deinem Gepäck?
Meine Kreditkarte. Die Ausweise. Die Zahnbürste. Alles andere kaufe ich bei Bedarf.
5. Was war das beste Essen, das du auf Reisen probiert hast?
Roher Thunfisch, in Limetten und Kokosmilch über Nacht mariniert. Auf Samoa. Göttlich.
6. Was hat dich das Reisen gelehrt?
Dass wir Menschen eigentlich alle gleich sind. Dass fast überall auf der Welt Freundlichkeit und Empathie mehr gelten als Konkurrenz und «Ellenbögelei». Dass aber auch fast überall auf der Welt Identität durch Abgrenzung vom Fremden entsteht. Und dass es deshalb zu Neid, Fremdenhass und Krieg kommt.
7. Gibt es etwas, auf das du beim Reisen nicht verzichten kannst?
Auf meine Zigarette am Abend. Und einen Drink, wenns geht.
8. Welche Apps nutzt du auf Reisen?
Keine. Ich besitze kein Handy.
9. Was ist dein Lieblingstransportmittel? Und warum?
Fahrrad, Schiff, Auto. Am liebsten selbst am Steuer.
10. Wohin würdest du reisen, wenn du noch Zeit für genau eine Reise hättest?
Paris.
11. Wenn du ein Land wärst, welches wärst du?
Südfrankreich, am Fuss der Pyrenäen. Herb, aber freundlich, und sinnlich und geschichtsträchtig.
12. Was tust du, wenn dich der Kulturschock trifft?
Dann halte ich mal die Klappe. Bestelle mir ein Bier, wenns geht. Und stecke mir eine Zigarette an.
Alex Capus (63)
ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Schweiz. Der Vater von fünf Söhnen lebt in Olten, wo er die Galicia Bar führt – «weil Freundschaft und Liebe einen realen Ort brauchen, an dem sie sich entfalten können.» Alex, der in der Normandie geboren worden ist, schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reportagen und gewann für sein Schaffen zahlreiche Preise. Dieses Jahr ist sein neues Buch «Das kleine Haus am Sonnenhang» im Hanser Verlag erschienen, eine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks.
